Bewerbung
Dresden ist als Kulturstadt in Europa einzigartig. Und gleichzeitig steht sie für eine lebendige aktuelle Streitkultur in Europa. Im Rahmen der Kulturhauptstadtbewerbung wollten wir Brücken bauen und so die Zivilgesellschaft stärken. Die alte Kulturstadt in der Mitte Europas ist zu einer Bühne für die Konflikte, die die Zukunft Europas insgesamt betreffen, geworden. Kunst und Kultur stehen für Vielfalt und Unterschiedlichkeit. Sie regen Auseinandersetzung und Dialog an. Für all unsere Projekte galt daher, dass sie Dialoge führen, Debatten auslösen, Unterschiede zulassen, Konflikte austragen, Visionen verfolgen und somit Zusammenhalt stärken sollten!
Dresden 2025
Viele Wochen und Monate hat das Dresdner Kulturhauptstadtbüro gemeinsam mit Kurator Michael Schindhelm, Kulturexpertinnen und Kulturexperten, Akteuren aus Dresdner Institutionen, der freien Szene und Bürgerinnen und Bürgern der Stadt an der Bewerbung gearbeitet. Aus all den Diskussionsveranstaltungen und Gesprächen unter dem Arbeitstitel „Kultur des Miteinanders“ entwickelten wir das Leitmotiv unserer Bewerbung:
Neue Heimat Dresden 2025
Essenziell war dabei die Frage nach dem Warum. Warum sollte die Kulturstadt Dresden 2025 auch Kulturhauptstadt Europas werden? So wie Europa der alte kulturgeprägte Kontinent ist, steht Dresden exemplarisch für die alte kulturgeprägte europäische Stadt. Doch Dresden ist nicht nur für den historisch gewachsenen kulturellen Reichtum exemplarisch, sondern auch für die aktuelle Krise des Kontinents. Vor Ort entladen sich soziale Spannungen auf der Straße, es wird permanent um die eigene Geschichte gerungen. Dresden sucht Antworten für eine gemeinsame Zukunft – durch die Kulturhauptstadtbewerbung wollten wir gemeinschaftlich darauf antworten.
Ziel unserer Bewerbung war es, mit den Dresdnerinnen und Dresdnern das Motto „Neue Heimat Dresden 2025“ als Vision auszugestalten, sie mit Leben zu füllen und ein neues Gefühl des Zusammenhaltes in der Stadt zu erzeugen. Unter dem Motto spielten die Themen eine Rolle, die in ganz Europa für Gräben und offene Konflikte sorgen: Bin ich bereit für die technologische Veränderung meiner Alltagswelt oder lehne ich sie ab? Stütze ich weiter unsere demokratischen Grundprinzipien oder halte ich sie für überholt? Bin ich ein Gewinner der wirtschaftlichen Entwicklung durch Globalisierung oder stehe ich auf der Seite der Verlierer? Bin ich bereit, Menschen anderer Herkunft und Religion in meine Gesellschaft einzuladen oder will ich Abschottung? Immer wieder kommt es anhand dieser oder ähnlicher Fragen zum Streit bis hin zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Unter dem Dach „Neue Heimat“ wollten wir Mittel und Wege finden, diesen Streit mit Hilfe von Kultur in andere Bahnen zu lenken.
Unser Motto versteht sich als eine Einladung an Dresdner und die Menschen in Europa und der Welt, eine neue Heimat mitzugestalten. Neu wird diese Heimat insofern sein, als dass sich die Menschen in Dresden, in Deutschland und in Europa Herausforderungen stellen müssen, die die Globalisierung mit wachsender Komplexität mit sich bringt: Dazu gehören insbesondere Fragen rund um soziale Gerechtigkeit, Migration, Digitalisierung oder Urbanisierung. Neu wird diese Heimat insofern sein, als dass sich die Menschen nicht hinter kulturellen Traditionen und politischen Grenzen verschanzen, sondern gemeinschaftlich auf diese Fragen Antworten suchen. Dazu laden wir ein. Die Antworten bedürfen keiner Einstimmigkeit, sondern im Gegenteil, sie verlangen Vielfalt. Neu wird diese Heimat insofern sein, als dass sie vertraute Heimatkonzepte nicht abtut, sondern fortgestaltet. Neu wird sie schließlich dadurch sein, dass sie viele Häuser und Wohnungen hat, dass sich in ihr Dresden, Deutschland und die Welt begegnen. Es kann keine wichtigere Aufgabe geben, als am Gemeinwesen einer neuen Heimat zu arbeiten.
Die Themen der Bewerbung:
Heimat
Ost und West
Power of Strangeness
Neue Heimat X-Kultur
Fair in Dresden
Die Kommunale Kulturförderung ist der Teil des Kulturbudgets, mit dem freie Träger, Gruppen und Künstlerinnen und Künstler gefördert werden. Sie ist damit eine wichtige Arbeitsgrundlage für kulturelle Akteure, die außerhalb der städtischen und staatlichen Institutionen tätig sind. Wie in vielen anderen Städten auch, entwickelt sich die freie Kulturszene in Dresden deutlich schneller als die Förderinstrumente und Budgets der Kulturförderung. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch und die Kulturverwaltung haben daher eine Strategie entworfen, mit dem die Dresdner Kulturförderung auf die Entwicklungen reagieren kann. Das Konzept trägt den Titel „Fair in Dresden“ und ist Teil der Bewerbung sowie der Kulturentwicklungsplanung.
Bid Book
Am 27. September 2019 hatte das Kulturhauptstadtbüro Dresden 2025 unter dem Motto „Neue Heimat Dresden 2025“ das Bewerbungsbuch für den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ zur Kulturstiftung der Länder geschickt. Kurator Michael Schindhelm, das Kulturhauptstadtbüro und viele weitere Akteure aus der Dresdner Stadtgesellschaft hatten in den vergangenen Monaten intensiv an der Strategie und am Programm gearbeitet. Die 60 Seiten umfassende Bewerbung gestaltete die lokale Grafikagentur pingundpong nach festen – und für alle Bewerber einheitlichen – Vorgaben.
Der Prozess
Wie lief der Bewerbungsprozess und nach welche Kriterien wurde bewertet? Hier finden Sie Hintergrundinformationen und Fakten.
Titel
Warum 2025
Bewerberstädte
Jury
Kriterien
Kosten
Videos
Unsere gemeinsame Vision
Mit einer Beteiligungsaktion hat Sebastian Linda die Dresdnerinnen und Dresdner aufgerufen, ihre Visionen einer „Neuen Heimat Dresden 2025“ als Filmclip einzureichen.
Imagefilm: Zusammen
Nur zusammen kann eine „Neue Heimat Dresden 2025“ entstehen. Das zeigt auch unser Imagefilm. Gemeinsam wird Musik draus.
Stimmen zum Ausscheiden
Dresden hat es leider nicht in die nächste Runde im Rennen um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ geschafft. Nach der Entscheidung der internationalen Jury erreichten uns viele aufmerksame Worte und wir möchten einige Stimmen mit Ihnen teilen. Lassen Sie uns die Zukunft Dresdens weiterhin gemeinsam in die Hand nehmen und unsere Stadt bewegen. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Prof. Dr. Marion Ackermann
„Es tut mir persönlich sehr leid, und wir sind alle enttäuscht. Aber ja, es zeugt von Größe, das Beste trotzdem umzusetzen. Darauf freuen wir uns und stehen alle hinter Ihnen.“
Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, und das ganze Team der SKD
Die Kustodie mit der Altana Galerie der TU Dresden teilt Ihr Bedauern über das Ausscheiden Dresdens bei der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 außerordentlich. Wir möchten uns sehr, sehr herzlich für die spannende und bereichernde Zusammenarbeit im Rahmen unseres Leitprojekts bedanken. Durch Ihre Unterstützung konnten wir mit dem diskursiven Format DEAR HUMANS ganz neue Wege des musealen Zeigens verbunden mit einer Einbettung in die wissenschaftliche Diskussion zum Thema Künstliche Intelligenz beschreiten! Die positive Energie, die Sie mit all den Projekten um Dresden 2025 freigesetzt haben, wird in neuen und bereits verankerten Kontexten fortwirken!
Felix Räuber
„Mein Team und ich hatten fest mit dem Weiterkommen gerechnet, so dass die Enttäuschung entsprechend groß war. Nach ein paar Wochen empfinde ich das Ausscheiden nun aber auch wieder als eine Chance, um als Dresdner Kulturlandschaft nun trotzdem stärker zusammenzurücken und sich gegenseitig im Geiste der Kulturhauptstadtbewerbung besser zu vernetzen und zu unterstützen. Ich setze auf eine ‚Jetzt-erst-recht‘-Stimmung, die neue Energien entfachen und die Stadt mit Impulsen und Ideen voranbringen kann. Es bleibt in meinen Augen so oder so die Herausforderung bestehen, als Gesellschaft nicht auseinander zu brechen, ob als zukünftige Kulturhauptstadt oder historisch gewachsene Kultur-Metropole, spielt dabei keine Rolle. Wir als Kulturschaffende sind dabei mehr gefragt denn je, uns für die Sache einzubringen. Es mag seltsam klingen, aber ich fühle mich letztlich durch das Aus sogar noch stärker motiviert, mich für meine Heimatstadt zu engagieren.“
Sänger, Komponist und Produzent
Gunda Röstel
„Mit Enttäuschung habe ich die Juryentscheidung zur Kenntnis genommen und bedaure dies sehr. Dresden hätte den Zuschlag verdient auf der Basis des von der Stadt und dem Kulturhauptstadtteam erarbeiteten Konzeptes. Ich hoffe und wünsche dennoch, dass gute Gedanken hieraus aufgenommen werden und Umsetzung finden. Für mich war es eine Freude, einmal in einem ganz anderen Kontext an der Seite unserer Stadt zu stehen, herzlichen Dank für diese Gelegenheit.“
Kaufmännische Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden
Philipp Schaller
„Danke für eure Mühe und Arbeit! Ich bin froh, dass ich als eher-Kulturhauptstadt-Skeptiker bei ein, zwei Gelegenheiten Teil dieses Projekts sein durfte! Und ich sehe, was ihr angeschoben habt – und vor allem, dass ihr den verwirrten montäglichen Spaziergängern etwas Positives und Gutes entgegengesetzt habt. Ich hoffe, unsere Stadt hat noch lange was davon!“
Politischer Kabarettist
Carena Schlewitt
„Die Entscheidung war richtig bitter und wir alle tragen die Enttäuschung sicher noch eine Weile mit uns herum. Ich möchte mich bei Ihnen allen herzlich für die geleistete Arbeit der letzten Monate, bei einigen waren es Jahre, bedanken. Sie haben nicht nur viel gearbeitet, sondern auch Engagement und Herzblut reingesteckt. Vieles davon wird bleiben und vor allem denke ich, wir müssen dranbleiben – jetzt erst recht. Wir sollten die begonnenen Fragen, Themen und Projekte weiter bearbeiten und zeigen, dass die Bewerbung ernst gemeint war. Es geht um die Zukunft der Kulturstadt Dresden!“
Intendantin von Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste
Christophe Steyer
„Die Bewerbung der Stadt Dresden als Kulturhauptstadt Europas 2025 war für unser Institut français eine absolute Bereicherung. Wir haben tolle Projekte verwirklicht! Es ist wirklich schade, dass Dresden nicht in die nächste Runde gekommen ist, da diese Bewerbung einen kulturellen Auftrieb für alle Beteiligten auf allen Ebenen bedeutet hat. Es hat Spaß gemacht, ein Teil davon gewesen zu sein und zur Diversität der Projekte beigetragen zu haben. Wir danken daher für die Zusammenarbeit insbesondere bei der ‚Fête de la Musique meets Europe‘ und die Unterstützung beim Projekt ‚Beethoven bei uns‘. Es bleibt die Hoffnung, dass der Geist und die Ideen, die um diese Bewerbung entstanden sind, noch ein wenig anhalten.“