Heimat ist ein Thema, das Schriftstellerinnen und Schriftsteller immer wieder umtreibt. Was bedeutet Heimat heute? Ist sie Idee oder Identität, Ort oder Sprache, Utopie oder Verwerfung? Oder ist sie ein Konstrukt, das sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen zunutze machen? Unter dem Motto „Neue Heimat Dresden 2025" bewirbt sich die Stadt um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025". Im Rahmen der Bewerbung veranstalten die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) und das Kulturhauptstadtbüro Dresden 2025 eine Schreibwerkstatt. Sie soll die Nachwuchsautorinnen und -autoren aus ganz Deutschland zusammenbringen. Gemeinsam setzen sie sich mit dem nicht nur in Dresden kontrovers diskutierten Begriff der Heimat auseinander und leisten einen Beitrag zur stadtgesellschaftlichen Debatte.

„Unser Ziel ist es, uns an das Motto der Dresdener Kulturhauptstadtbewerbung „Neue Heimat Dresden 2025" über verschiedene künstlerische Zugänge anzunähern. Wir erhoffen uns von der Schreibwerkstatt einen literarischen Mehrwert zum Diskurs", sagt Annekatrin Klepsch, Zweite Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur und Tourismus.
Die Schreibwerkstatt findet an vier Wochenenden von September 2019 bis Mai 2020 an verschiedenen Orten Dresdens statt. Der Schriftsteller Kurt Drawert, unter anderem Lessingpreisträger des Freistaates Sachsen und Dresdner Stadtschreiber 2018, wird diese gemeinsam mit der Literaturwissenschaftlerin Julia Meyer (SLUB) leiten. Aus über 60 Bewerbungen haben beide 13 Autorinnen und Autoren ausgewählt. Unter den Teilnehmenden sind bereits preisgekrönte Literaten, darunter David Jokschat, 2018 mit dem zweiten Platz beim Schwäbischen Literaturpreis ausgezeichnet, oder Krisha Kops, Gewinner des U20-Poetry-Slams.

Julia Meyer sagt: „Die vielen guten Bewerbungen haben uns die Auswahl nicht leicht gemacht. Die 13 Teilnehmenden haben wir besonders mit Blick auf das literarische Potenzial und den Bezug zum Thema Heimat ausgesucht.“
Für Autor Christian Engel aus Berlin bietet das Thema einen ganz besonderen Anreiz: „Heimat ist eine Bewegung: hin und zurück. Denn um mein Zuhause zu begreifen, muss ich fortgegangen sein. Heimat ist also kein Ort, sondern eine Reproduktion – heutzutage in einer Welt, die sich sekündlich beschleunigt. Weil ich diesen Vorgang schreibend besser verstehen möchte, habe ich mich für die Dresdner Schreibwerkstatt beworben.“ Und die aus Dresden stammende Autorin Katharina Kaps erhofft sich „eine Neueinreise in ein Stück Land, in dem meine Heimat im geburtlichen Sinne liegt“.

Die im Rahmen der Schreibwerkstatt zum Thema Heimat entstehenden Texte – Essay, Prosa oder Lyrik – werden intermedial veröffentlicht und in einer Lesung vorgestellt. Geplant ist außerdem eine Anthologie mit den besten Beiträgen. Darüber hinaus arbeiten die Autorinnen und Autoren themenübergreifend an ihren eigenen Schreibprojekten und entwickeln diese unter der fachlichen Anleitung weiter, bestenfalls bis zur Publikationsreife.